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Berlinale #1 – Festival werde weiblicher

Diese 69. Berlinale, mit der wunderbaren Juliette Binoche als Juryvorsitzenden soll es in sich haben. Es ist Dieter Kosslicks letzte Berlinale, nach 18 Jahren hört er auf. Noch nie waren so viele Frauen mit ihren Filmen vertreten wie dieses Jahr: 41 % der Filme stammen von Regisseurinnen. Am Sa. unterschrieb Dieter Kosslick das Pledge „5050×2020“, zum Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit auf dem Festival und Markt. Bis 2020 sollen die Leitungen und Auswahlgremien paritätisch besetzt werden sowie die Zahlen zur Geschlechterverteilung bei Filmeinreichungen und -auswahl.

Für den Festivaljahrgang 2019 wurde eine ausführliche Gender Evaluation des öffentlichen Programms in den Disziplinen Regie, Produktion, Drehbuch, Kamera und Montage vorgenommen. Darüber hinaus wurden die Projekte und Teilnehmer*innen von Initiativen, die Leitungen und Auswahlgremien sowie historische Zahlen zum Wettbewerb analysiert.

Da fragt man sich, warum dies erst mit Kosslicks letzter Berlinale geschieht und es schwingt ein bisschen das Gefühl mit, dass auf den letzten Drücker Schadensbegrenzung gemacht werden soll. Als Frauen vernachlässigender Festivalleiter will man nun doch nicht in die Analen eingehen, nachdem es letztes Jahr so viel Kritik hagelte. Aber nun gut, besser spät als nie. Diese Regulären sind ja durchaus zu begrüßen und die positiven Auswirkungen der Metoobewegung auf die Branche dauern einfach. Und tatsächlich kann man es bereits spüren. Da sitzen zwar immer noch sehr viele Männer in den Presskonferenzen auf dem Podium und lassen sich verehren. Doch auch die Frauen die dort zuhauf erscheinen, berichten selbstbewusst von ihren Filmen und den starken Frauen darin, ihren Geschichten und sie sind schlagfertig. Ihre Filme werden gefeiert, sie werden wahrgenommen und das zu Recht. Dass dies wie selbstverständlich geschieht ist jedoch bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Und sie müssen sich auch nach wie vor sexistische Fragen anhören (dazu später mehr). Doch gefallen läßt sich diese keine.

Neben dem Eröffnungsfilm „The Kindness of Strangers“ von Lone Scherfig, der eher enttäuschte, folgten „Systemcrasher“ von Nora Fingscheidt, „Mr. Jones“ von Agnieszka Holland, der Dokumentarfilm „Born in Evin“ von Maryam Zaree, „Der Boden unter den Füßen“ von Marie Kreutzer. Sehr gespannt sind wir auf „Ich war zu Hause, aber…“ von Angela Schanelec, der morgen seine Premiere feiern wird, auf den spanischen Wettbewerbsbeitrag „Elisa and Marcella“ von Isabel Coixet und auf die mittlerweile 90-jährige Agnes Varda, die gemeinsam mit ihrer Tochter einen Dokumentarfilm über ihr Leben gemacht hat „Varda by Agnes“. Den goldenen Bären für ihr Lebenswerk erhält dieses Jahr die große Charlotte Rampling, der auch die Retrospektive gewidmet ist. Wir sind begeistert von so viel geballter Weiblichkeit und werden Herrn Kosslick ganz sicher vermissen! Stay tuned for the reviews…

 

 

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